zurück

Sagen aus dem Kanton Zürich

Das Geheimnis von Rudolfingen

Der Sage nach wurde das heutige Rudolfingen, das damals noch ein ganz kleines Dorf war, verflucht von einem bösen Zauberer, dessen richtiger Name jedoch niemand kannte. Alle nannten ihn nur «Meister». Als der Zauberer die Dorfbevölkerung mit einem Fluch belegte, waren die Zwillinge Rahel und Rudolf gerade auf dem Weg zu ihrer Tante, die sie seit dem Tod ihrer Eltern nicht mehr gesehen hatten.
Als sie bei ihrer Tante ankamen, erhielt Rahel ein Geschenk. Es war eine wunderschöne violette Kette. Rahel bedankte sich bei ihrer Tante. Da es schon spät war und sie und ihr Bruder sehr müde von der Wanderung waren, gingen sie gleich ins Bett.
Am nächsten Tag wanderten die Zwillinge zurück. Gegen Abend erreichten sie das Dorf Rudolfingen, als sich die Kette von violett auf grün verfärbte und kalt wurde. Rahel erschrak. Sie beschleunigte ihre Schritte und wollte gerade durch das Tor gehen, als ihr Bruder sie zurückhielt. Er wolle als Erster unter dem Tor durchschreiten, meinte er und stur, wie er war, tat er das auch. Rahel war wütend auf ihren Bruder, blieb aber stehen. Plötzlich hörte sie einen Schrei. Sie rannte los. Als sie durch das Tor gerannt war, sah sie ihren Bruder tot am Boden liegen. Ängstlich und traurig flüchtete sie in das nahegelegene Eichenwäldchen, wo sie dem Zauberer begegnet sein muss, denn auf einmal erstrahlte der ganze Wald in grellen Farben. $Am gleichen Tag verschwand auch der Fluch, den der Zauberer auf das Dorf gelegt hatte und die Leute konnten wieder selbst bestimmen, was sie tun und lassen wollten. Die Dorfbevölkerung nahm an, dass Rahel den Zauberer mit seinem eigenen Zauberstrahl besiegt hatte.
Jedes Jahr um dieselbe Zeit an demselben Tag, an welchem sie verschwunden war, sieht man die grellen Farben durch die Eichen strahlen. 

Linda & Mia, 5b 

Der Egelsee bei Wolfhausen 

Es mag schon mehr als hundert Jahre her sein, dass nahe am Egelsee bei Wolfhausen ein kleiner übermütiger Junge ein paar Tage nach seinem 7. Geburtstag in einer Höhle aufgegriffen wurde.
Zu seinem Geburtstag hatte er von seinen Grosseltern ein Gummiboot bekommen. Er fragte seine Eltern fast täglich, ob er das Gummiboot ausprobieren dürfe, aber die Eltern hatten nie Zeit, wie sehr er auch bettelte. Irgendwann, vielleicht etwa nach einer Woche, hatte er keine Geduld mehr und schlich sich, als seine Eltern nicht hinschauten, mit seinem Gummiboot zum Egelsee. Er wusste, dass dort ein Naturschutzgebiet war, dachte aber, dass das jetzt nichts ausmache. Er blies das Gummiboot auf, legte es aufs Wasser, nahm das Paddel in die Hände, stieg ein und fuhr los.
Er ruderte und ruderte, bis er in der Mitte des Moorsees angekommen war. Erst jetzt merkte er, dass es schon tiefe Nacht war. Er betrachtete trübselig den Vollmond und schlief mit einem lauten Gähnen ein.
Noch in derselben Nacht wachte er in einer dunklen Höhle auf und spürte einen tiefen Biss im linken Arm. Er schaute sich um und sah, wie etwa fünfzehn Werwölfe um ihn herumschlichen. Auf einmal spürte er eine unbändige Lust zuzubeissen. An seinem ganzen Körper spürte er Fell.
Noch heute sieht man in Vollmondnächten das Spiegelbild des Werwolfs im Moorsee. Wo er und die Werwölfe aber selber sind, das hat noch niemand herausgefunden. Sie sind aber da, denn ihr Heulen ist deutlich zu hören.

Nicolas, 5b 

Der Schatzsucher

Ein reicher Bauer aus Hombrechtikon fand einst vor vielen Jahren eine Karte. Da er davon ausging, dass die Karte bedeutungsvoll war, eilte er sofort zu dem Kartendeuter, der im Nachbardorf Adletshausen lebte. Schnell fragte er ihn nach der Bedeutung der wundervoll gezeichneten Karte. Dieser meinte: «Wenn du von Hombrechtikon aus über den Obersee an der Landzunge, die auf der Karte violett eingezeichnet ist, vorbeisegelst auf dem Weg nach Pfäffikon, erwartet dich ein grosser Schatz, von dem du dir ein prächtiges Schloss bauen könntest.» Voller Vorfreude machte er sich auf den Heimweg und legte sich schlafen, um genügend Kräfte zu sammeln für dieses Abenteuer.
In der Nacht wurde er von einem lauten Geräusch geweckt. Er hörte Schritte auf Glasscherben. Da er dachte, es sei ein Einbrecher und er sich fürchtete, versteckte er sich unter dem Bett. Wenig später sah er blutige Füsse, die sich qualvoll über den Holzboden schleppten. Dieses Wesen, er wusste nicht, was es genau war, teilte ihm mit, dass er sich den Schatz erst holen könne, wenn er das 18. Lebensjahr erreicht habe.
Als er am nächsten Morgen aufstand, sah er die Blutspuren auf dem Holzboden. Es war also kein Traum gewesen. Ungeduldig wie er war, befolgte er jedoch die Worte des Besuchers nicht und machte sich auf, den Schatz zu suchen. Er ging zum Hafen und machte sein Boot bereit. Noch bevor er bei der Landzunge ankam, zog, wie aus dem Nichts, ein heftiger Sturm auf. Eine schwere Müdigkeit überfiel ihn und er schlief ein. Wenig später wachte er in einer Höhle auf, eingekreist von furchterregenden Gestalten. Sie teilten ihm mit, dass er, weil er sich vor dem 18. Lebensjahr auf die Suche nach dem Schatz begeben hatte, zwei Möglichkeiten habe: Entweder bleibe er ein Leben lang gefesselt in der Höhle oder sie würden ihm den Kopf abschlagen. Da er diesen Gestalten hilflos ausgeliefert war, entschied er sich dafür, sich den Kopf abschlagen zu lassen. Nachdem der Kopf ab war, stand er als Geist wieder auf, nahm den Kopf vom Boden hoch und klemmte ihn unter den Arm. Die Gestalten befahlen ihm, die Karte, die er in seiner Hosentasche trug, einer bestimmten Person in Feldbach, ein Dorf in der Nähe von Pfäffikon, zu bringen und diese genau eine Woche lang zu beobachten. Am dritten Tag endlich fand die Person, ein etwa 11-jähriger Junge, die Karte. Der reiche Bauer kehrte in die Höhle zurück und erstattete den Gestalten Bericht.
Am nächsten Tag wurde er geschickt, dem Jungen die gleiche Botschaft, die er erhalten hatte, zu überbringen. Der Junge jedoch hatte mehr Geduld und wartete bis zu seinem 18. Lebensjahr, um den Schatz zu holen.
Der reiche Bauer regte sich furchtbar darüber auf, dass er selber diese Geduld nicht hatte aufbringen können. Seine ruhelose Seele geistert deshalb noch immer in der Nähe vom Obersee herum. Bei der Landzunge kann man ihn jedes Jahr noch herumrudern sehen, wie wenn er seine Fahrt rückgängig machen wollte.

Simon/HSB, 5b 

Die Kest

Ein zehnjähriger Knabe, wir nennen ihn hier Max, wohnte zur Zeit, als sich dieses Ereignis zutrug, mit seinen Eltern in Seuzach, einem kleinen Dorf mit damals knapp 2000 Einwohnern und Einwohnerinnen. Man sagte schon seit Urzeiten, dass der Chrebsbach, der mitten durch Seuzach fliesst, die Kest, eine gefährlich ansteckende Krankheit verteile.
Der Junge, ein verwegener Kerl, konnte seiner Neugier nicht widerstehen und zog aus, um das Geheimnis zu lüften. Selbstbewusst aber auch etwas ängstlich ging er zum Bach hinunter, zog die Schuhe und die Socken aus und stieg langsam in den Bach. Eine Stimme in seinem Kopf warnte ihn zwar, aber die Verlockung, in den Bach zu steigen, war zu gross. Plötzlich schrak er auf. Etwas hatte ihn in den Fuss gepikst. Er hatte Angst, es seiner Mutter zu erzählen, weil sie es ihm ausdrücklich verboten hatte, in den Bach zu steigen, darum versteckte er sich im Wald. Sein Fuss schmerzte und schwoll mächtig an. Da er nicht nach Hause gehen wollte, musste er den Schmerz unterdrücken. Schlussendlich, es war schon nach Mitternacht, schlief er erschöpft ein.
Mitten in der Nacht wurde er von einem Rascheln geweckt. Er fuhr zusammen. Aus dem Gebüsch sprangen plötzlich drei kleine, menschenähnliche Gestalten mit Steinschleudern. Die Menschlein starrten den Knaben empört an und näherten sich ihm bedrohlich. Wie aus heiterem Himmel verpasste der Kleinste von ihnen dem Jungen einen Schlag und schimpfte auf ihn ein. Der kranke Fuss stelle eine Bedrohung für den Wald dar. Für sie, die Hüter des Waldes, sei dies die letzte Chance zu verhindern, dass die Bäume die Kest abbekämen. Mit aller Kraft würden sie sich einsetzen, den Wald zu retten. Die drei Zwerge hängten den armen Jungen kurzerhand an ihrem heiligen Baum auf, sein Fuss aber überlebte. Bei Nacht kann man heute noch seine Schritte hören.

Fabian & Robin, 5b 

Kalter Nebel

Im Wald, in der Nähe von Marthalen, war ein Mann, der vor vielen Jahren gelebt hatte, begraben worden. Eines Tages ruderte ein 28-jähriger Mann mit einer Streberbrille, so nennt man dieses Brillenmodell, und rotem Haar in einem Boot den schmalen Fluss, der weiter westlich in die Thur mündet, entlang. Dieser Mann kam von Derlingen, einem kleinen Dorf weiter östlich von Marthalen.
Der Mann steuerte das Ufer an, vertäute sein Boot Titanic 2.0, stieg aus und ging gut gelaunt in den Wald spazieren. Keine zehn Minuten war er im Wald, da zog plötzlich kalter Nebel auf. Er schaute sich um, versuchte sich zu orientieren und entdeckte eine verlassene, kaputte und ziemlich verdreckte Hütte. Langsam ging er auf die Hütte zu und wollte hineingehen, die Tür jedoch war verschlossen. Neben der Tür stand eine Sense in der Ecke. Auf dem Türschild war in dicken Buchstaben «Wer das liest, erreicht das Ende seines Lebens» zu lesen. Der Mann drehte sich um und wollte nichts wie weg, als er bemerkte, dass etwas vor ihm stand. Dieses Etwas trug einen schwarzen Umhang, die Kapuze war tief ins Gesicht gezogen. Das Wesen schwebte etwa 3cm über dem Boden und die Arme sahen aus, als hätten sie zu lange im Wasser gelegen. Mit beiden Händen hielt das Wesen eine Sense. Nun wollte der Mann aber endgültig fliehen, doch eine Stimme in seinem Kopf sagte zu ihm, dass er keine Chance habe. Und so war es denn auch. Das Wesen hob die Sense an und mit einem schnellen und gezielten Schwung köpfte er den Fremden. Der Kopf rollte auf dem Boden weiter bis zur Hütte. Obwohl er tot war, wusste er, dass er nun an die Stelle des Wesens mit der Sense treten und auf den nächsten Menschen warten würde.
Jeder, der in die Nähe der Hütte kommt, spürt den kalten Nebel.

Cedric & Silas, 5b